Twitter: lieber Giftpille statt Visionär Elon Musk?

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Twitter: lieber Giftpille statt Visionär Elon Musk?

Zuletzt aktualisiert am 18. April 2022


Liebe Leser,

PayPal- und Tesla-Gründer Elon Musk geht aufs Ganze. Nachdem Musk vor kurzem mit einem Anteil von 9,2 % zum größten privaten Aktionär des Social-Media-Unternehmens wurde, kündigte dieser wenig später ein Übernahmeangebot in Höhe von 54,20 USD je Aktie für die Microblogging-Plattform an. Ausschlaggebend für das Angebot war die Begrenzung des Aktienbesitzes eines Aufsichtsratsmitglieds auf maximal 14,9 %, wodurch der maßgebliche Einfluss einer Einzelperson auf die Unternehmensführung eingeschränkt wird. Der CEO des bekannten Elektroautoherstellers will Twitters Funktion als neutral positioniertes Diskussionsforum, offen für Mitglieder aller Weltanschauungen wiederherstellen, unabhängig von ihrer politischen Gesinnung. Der politisch orientierten Zensur soll dadurch der Kampf angesagt werden. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die sozialen Medien oft von Politik und politischen Meinungen bestimmt werden.

Der Verwaltungsrat von Twitter, darunter auch der Gründer Jack Dorsey, hat diesen Übernahmeversuch jedoch nicht positiv aufgenommen. Nach Ansicht von Twitter spiegelt das vorgeschlagene Angebot nicht den inneren Wert des Unternehmens wider. Dies wurde auch von der Investmentbank Goldman Sachs bestätigt, die vom Verwaltungsrat mit der Bewertung des Übernahmeangebots beauftragt worden war. Die Glaubwürdigkeit des Urteils von GS steht jedoch infrage, wenn man berücksichtigt, dass ihre eigenen Investment-Analysten die Aktie erst kürzlich auf ein Kursziel von 30 USD und eine Verkaufsempfehlung herabgestuft haben.

Darüber hinaus gibt es Gespräche über die Einführung einer sogenannten “Giftpillen”-Regelung. Diese Regelung, die häufig angewandt wird, um feindliche Übernahmen zu vereiteln, würde anderen bestehenden Aktionären das Recht einräumen, zusätzliche Aktien mit einem Abschlag zu erwerben, wenn eine Beteiligung von 15 % erworben wird. Dadurch würden die Eigentumsanteile von Musk effektiv verwässert und der Erwerb der notwendigen Anzahl an Aktien erschwert werden. Großanleger und institutionelle Anleger könnten diese Option nutzen, um die Übernahme zu verhindern.

Inwieweit die Interessen der Aktionäre in diesem Prozess berücksichtigt werden, ist höchst fraglich. Es hat den Anschein, dass der Verwaltungsrat mehr damit beschäftigt ist, die Kontrolle zu behalten, als Shareholder-Value zu schaffen. Unabhängig davon, wie man zu der Person Elon Musk steht, ist es unbestreitbar, dass er mehrere revolutionäre Unternehmen zu großem Erfolg geführt hat, was ihn zum reichsten Menschen der Welt gemacht hat. Dementsprechend könnte er einem Unternehmen, das darum kämpft, profitabel zu werden und Shareholder-Value zu schaffen, zum dringend benötigten Unternehmenswandel verhelfen.

Ich persönlich sehe kein großes Potenzial in der Twitter-Aktie. Das Angebot schätze ich als mehr als fair ein, unabhängig davon, wie es weitergehen wird. Ich glaube auch nicht, dass eines der großen Tech-Unternehmen eine Übernahme von Twitter derzeit in Erwägung zieht, da die Kartellgesetze dies wahrscheinlich nicht zulassen. Es scheint, dass sich der Vorstand wenig um die Entwicklung des Aktienkurses kümmert, wie die jüngsten Maßnahmen zeigen. Aufgrund des geringen Aktienbesitzes gibt es wenig Interessensgleichheit zwischen den Aktionären und den Mitgliedern. Selbst Gründer Jack Dorsey hält nur 2 %.

Twitter Kursverlauf
Quelle: Traderfox

Ich wünsche meinen Lesern noch ein schönes Osterwochenende!
LG, Benedikt


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