Wettringen in den Indizes & Sektoren, die man 2023 im Auge behalten sollte

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Wettringen in den Indizes & Sektoren, die man 2023 im Auge behalten sollte

Zuletzt aktualisiert am 18. Februar 2023


Die Indizes sind zum Stillstand gekommen. Bären und Bullen ringen um die Oberhand. Statistisch gesehen folgt auf ein Jahr mit fallenden Kursen ein Jahr mit steigenden Kursen. Der DAX und der S&P stehen im bisherigen Jahresverlauf bei ~ 9,5 bzw. ~ 7 %. Sie liegen damit nahe an ihren vergangenen Jahresrenditen.

Der Erzeugerpreisindex fiel in dieser Woche höher aus als erwartet. Obwohl die Fed von einer rückläufigen Inflation spricht, zeichnen die Daten ein anderes Bild. Der Anleihemarkt scheint ebenfalls nicht mit der Notenbank übereinzustimmen, und passt die langfristigen Anleiherenditen nach oben an.

Ich kann mir zwei Szenarien für die nächsten Monate vorstellen: Ein weiterer Anstieg gefolgt von einem starken Abverkauf oder ein lang anhaltender Seitwärtstrend. Der DAX liegt ~ 4 % unter seinem Allzeithoch. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass er in diesem schwierigen Marktumfeld nachhaltig neue Höchststände erreichen wird.

Einige sind der Meinung, dass die Talsohle im Herbst 2022 bereits erreicht wurde, während andere noch weitaus tiefere Tiefststände antizipieren. In einem solchen Szenario ist es unerlässlich, den Lärm auszublenden. Anleger mit einer hohen Cash-Quote und Bären haben in den letzten Monaten eine deutliche Aktienmarktrallye verpasst. Viele Aktien entwickeln vielversprechende technische Strukturen und werden über ihrem jeweiligen 50- und 200-Tage-Durchschnitt gehandelt. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Unternehmen über die jüngste Rallye hinaus ein mögliches Aufwärtspotenzial bieten und gleichzeitig wenig Abwärtspotenzial aufweisen.

Meiner bescheidenen Meinung nach sind dies mögliche Branchen/Sektoren, die sich in diesen unvorhersehbaren Zeiten gut behaupten könnten:

  • Banken
  • Chemie
  • Gesundheitswesen
  • Tourismus

Der Bankensektor ist ein offensichtlicher Profiteur in einem Hochzinsumfeld. Die Banken gewähren sich gegenseitig Kredite zu einem höheren Zinssatz, vergeben Kredite an Kunden zu einem höheren Zinssatz, zahlen ihren Kunden aber keine Einlagenzinsen. Zumindest die Mehrheit der Banken noch nicht. Diese positive Hebelwirkung findet sich in den letzten Quartalsberichten vieler Banken wieder. Allerdings nicht in ihren Aktienkursen. Die Aktienkurse haben zwar leicht zugelegt, aber ich denke, dass es noch viel Aufwärtspotenzial gibt. Immerhin handeln viele zu einem niedrigen einstelligen KGV und nahe ihrem Buchwert, trotz großartiger Aussichten für die nächsten 2-3 Jahre.

Mögliche Aktien, die man sich ansehen kann:

  • Erste Group
    (strebt eine Eigenkapitalrendite von 13-15 % für die nächsten Jahre an)
  • ProCredit
    (Small-Cap mit Turnaround-Phantasie nach Abschreibung der ukrainischen Tochter)
  • Raiffeisen
    (KGV von ~ 1,5 auf Basis des vorläufigen Ergebnisses ’22)
  • Varengold
    (interessanter Micro-Cap mit angestrebter Kapitalerhöhung zu 25 % über dem aktuellen Kurs und Insider-Käufen)

Es gibt keinen besonderen Grund für die Nennung von Chemieunternehmen – ich scheine nur einige zu finden, die preiswert bewertet sind und ein beeindruckendes Umsatz- und Gewinnwachstum aufweisen. Ich muss mich auf jeden Fall mehr mit der Branche beschäftigen.

Für den Moment scheint Wacker Chemie eine interessante Idee zu sein:

Wacker Chemie
(Umsatzwachstum von 32% und EPS-Wachstum von 55%, bewertet mit dem ~ 5,5x Gewinn)

Aktien aus dem Gesundheitswesen scheinen sich in einem unsicheren Marktumfeld gut zu behaupten. Stabile Unternehmen mit geringer Zyklizität und viel Rückenwind.

Interessante Kandidaten für 2023:

  • Bayer
  • Dermapharm

Bayer vereint sowohl das Gesundheits- als auch das (Agro-)Chemiegeschäft. Die Monsanto-Affäre hat der Aktie nicht gut getan. Scheint aber jetzt ausreichend berücksichtigt zu sein. Mit einer spannenden Pharma-Pipeline und guten Wachstumszahlen in jüngster Zeit scheint sich endlich eine interessante Turnaround-Story zu entwickeln.

Dermapharm war ein Profiteur von Covid und ging eine Partnerschaft mit BioNtech ein. Dementsprechend konnte das Unternehmen sein Wachstum beschleunigen und die Aktie verzeichnete einen deutlichen Kursanstieg. Seitdem ist die Aktie in die Nähe ihres Covid-Tiefs von 2020 gefallen. Die Anleger sind pessimistisch, was die Zukunft des Unternehmens ohne das Impfstoffgeschäft angeht. Für 2023 wird ein Gewinnmultiplikator von ~ 11,5 x erwartet. Für ein kleineres Unternehmen, das immer noch wächst, eine mögliche günstige Bewertung. Außerdem scheint die Aktie ihren Tiefpunkt bei ca. 35 EUR pro Aktie erreicht zu haben.

Die Tourismus-Werte haben schwierige Jahre hinter sich. Mehrere Lockdowns, zwischenzeitlich hochschnellende Ölpreise und enorme Fixkosten. Infolgedessen brachen die Umsätze und Gewinne der Unternehmen erheblich ein. Mittlerweile hat sich der Sektor etwas erholt, und viele Aktien hatten in den letzten Monaten einen guten Lauf und entwickeln nun mehrwöchige Konsolidierungen. Fluggesellschaften, Reiseportale und Kreuzfahrtunternehmen sind kosteneffizienter geworden, haben abgespeckt und schreiben nun wieder schwarze Zahlen. Es gibt erste Berichte, dass die Reiseaktivität sogar über dem Niveau von 2019 liegt. Es scheint, dass die Menschen trotz der makroökonomischen Probleme unbedingt reisen wollen, was diesen angeschlagenen Aktien, die sowohl auf Gewinn- als auch auf Cashflow-Basis immer noch günstig sind, weiteren Rückenwind verleiht.

Unternehmen, die ich betrachte:

  • Fraport
    (profitiert als Flughafenbetreiber vom allgemeinen Rückenwind ohne negativen Einfluss der Energiekosten)
  • Hometogo
    (interessanter Small-Cap-Ferienhausbetreiber, der nach dem IPO abverkauft wurde. Ziel ist es, im Jahr 2023 ein positives EBIDTA zu erzielen. Schreibt bereits schwarze Zahlen auf Basis des operativen Cashflows).
  • Lufthansa
    (zeigt, dass mit der angestrebten Einstellung von 12.000 Mitarbeitern noch Luft nach oben ist)
  • Ryanair
    (Niedrigpreisfluggesellschaft könnte weiter davon profitieren, dass die Bevölkerung billiger reisen möchte)

Natürlich kann niemand die nächsten Monate vorhersagen. Sowohl die Finanzpolitik der Zentralbanken als auch makroökonomische Ereignisse können die nächsten Bewegungen an den Aktienmärkten drastisch beeinflussen. Ich habe den Eindruck, dass sich diese in einer Patt-Situation befinden und auf das nächste Signal warten.

Die oben genannten Sektoren scheinen angesichts des derzeitigen Rückenwinds und der Bewertung ein gutes Risiko-Rendite-Verhältnis aufzuweisen. Es ist möglich, dass sie sich 2023 besser entwickeln als die Indizes. Man sollte sie daher genau im Auge behalten.

Dies ist natürlich keine Anlageberatung, sondern nur eine kurze Überlegung, welche Sektoren die nächste Rotation anführen könnten.

Ich wünsche meinen Lesern eine gewinnbringende nächste Woche.

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