Steico SE: Qualitäts-Aktie als möglicher Profiteur der Energiekriese – Dämmen statt Heizen?

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Steico SE: Qualitäts-Aktie als möglicher Profiteur der Energiekriese – Dämmen statt Heizen?

Zuletzt aktualisiert am 22. August 2022


  • Umsatzanstieg im ersten Halbjahr um 27,1 % auf 237,5 Mio. Euro
  • Material- und Personalkostenquote wesentlich gesunken
  • EBIT-Marge mit 15,9 % über Managementerwartung
  • Ausblick für 2022 mit 20 % Umsatzwachstum wird bestätigt
  • Möglicherweise hohe Nachfrage nach Steico-Produkten in den nächsten Monaten/Jahren zur Senkung der Energiekosten

Liebe Leser,

die deutsche Steico SE ist ein führender europäischer Anbieter von nachhaltigen Dämm- und Baumaterialien für das Baugewerbe. Aufgrund ihrer hohen Dichte bieten die aus Holzfasern gewonnenen Produkte des Konzerns mit Sitz in Feldkirchen bei München einen besseren Lärm- und Temperaturschutz im Vergleich zu herkömmlichen Isolierprodukten. Die Steico-Produkte bieten nicht nur eine klimafreundlichere Verwertbarkeit, sondern ermöglichen durch ihre höhere Isolierfähigkeit die Einsparung von Energiekosten, da Temperaturschwankungen tagsüber reduziert werden können und somit weniger geheizt werden muss.

Das Unternehmen blickt auf eine besonders erfolgreiche Entwicklung seit der Gründung im Jahr 1986 zurück. Allein in den letzten zehn Jahren konnte der Umsatz um knapp 170 % und der Gewinn um mehr als das siebenfache gesteigert werden.

Steico SE: Entwicklung der letzten zehn Jahre
Quelle: Konzernabschlüsse IR
eigene Darstellung

Diese positive Geschäftsentwicklung blieb auch an der Börse nicht unbemerkt. Aktionäre honorierten die Leistung des Managements und trieben den Aktienkurs in die Höhe. Seit 2011 stieg der Aktienkurs von ~ 4,7 EUR auf 84,9 EUR. Eine Kursperformance von mehr als 1.700 %. Gemäß der These von Charles Munger stieg die Rendite der Anleger zu Recht, da das Unternehmen seine Kapitalrendite maßgeblich verbessern konnte. Langfristig orientiert sich laut des langjährigen Geschäftspartners und guten Freundes von Warren Buffett nämlich die erwartbare Rendite eines Investoren an der Kapitalrendite des jeweiligen Unternehmens:

»Over the long term, it’s hard for a stock to earn a much better return than the business which underlies it earns.«

Kursverlauf Steico-Aktie
Quelle: Traderfox

Auch die kommenden Jahre sollen operativ vielversprechend werden. Denn die Steico SE ist optimal positioniert, um den Wandel hin zur Klimaneutralität mit ihren Produkten zu unterstützen und somit weiterhin von der steigenden Nachfrage zu profitieren.

Klimaschutzinitiativen sorgen für Umdenken

Der Markt für ökologische Dämmstoffe stellt derzeit noch einen Nischenmarkt dar. Konventionell wird auf Mineralwolle¹ gesetzt. Mit dem Voranschreiten globaler und lokaler Klimaschutzinitiativen soll nun auch die Baubranche – eine Branche bekannt für ihren hohen CO2-Ausstoß – langfristig mehr ‘grün’ ausgerichtet werden. Dieser Trend widerspiegelt sich auch in den Wachstumsraten: 2021 wuchs das ‘Ökosegment’ der Dämmstoffe um 6,5 %. Im Vergleich dazu wuchs das klassische Segment mit 3,2 % nur halb so stark.²

Zusätzlich werden vermehrt Initiativen gesetzt, um die Implementierung von nachhaltigen Baumaterialien weitere zu beschleunigen. Frankreich beispielsweise hat kürzlich ein neues Gesetz erlassen, wonach zukünftig die Hälfte der in öffentlichen Gebäuden verwendeten Materialien aus Holz oder anderen biobasierten Materialien bestehen muss³. Mit 13 Prozent Umsatzanteil im zweiten Quartal 2022 ist Frankreich nach Deutschland der zweitgrößte Markt für Steico. Auch in Deutschland werden ebenfalls erste Initiativen ergriffen, um das Bauen mit Holz zu fördern.

Wird die kommende Zinswende Steico ausbremsen?

Mit der voranschreitenden Anhebung des Leitzinssatzes auch in Europa kann es möglicherweise zu einem Stopp des Baubooms der letzten Jahre kommen. Aufgrund der damit einhergehenden höheren Finanzierungskosten könnten Bauprojekte aufgeschoben oder komplett abgesagt werden.

Mitgründer und CEO Udo Schramek zeigt sich dennoch zuversichtlich. Für das Jahr 2022 wird ein Umsatz in Höhe von 465 Mio. Euro., bzw. ein Umsatzwachstum von 20 % bei einer EBITDA-Marge zwischen 13 und 15 % prognostiziert. Auch die derzeitige Energiekrise könnte dem Unternehmen in die Karten spielen. Durch den rasanten Anstieg der Energiepreise liegt es nämlich nahe, dass die Isolationsprodukte von Steico weiterhin gefragt sein werden, um die Innenraumtemperatur im Winter besser zu erhalten und dadurch Heizkosten zu senken.

Angesichts der derzeit steigenden Zinsen und der signifikant hohen Inflation könnte man meinen, dass eine Rezession (zwei Quartale mit negativem Wirtschaftswachstum) unvermeidlich ist und zu einem schwierigen Marktumfeld für Steico führen würde. Im Gegensatz zu den USA ist in Deutschland (aktuell der größte Markt für Steico-Produkte) das Bruttoinlandsprodukt im Quartalsvergleich bisher jedoch noch nicht rückläufig⁴. Auch die Arbeitslosenquote befindet sich mit 5,4 %⁵ auf einem historischen Tiefstand. Eine mögliche Investitionsthese, die sich aus diesen Rahmenbedingen ableiten lässt:

»Die vorhandene Kaufkraft wird in den nächsten Monaten verstärkt für die energetische Modernisierung des Eigenheims genutzt. Auf diese Weise sollen die Energiekosten langfristig gesenkt werden. Steico-Produkte werden dadurch nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch attraktiver.«

Kennzahlen sprechen für Preissetzungsmacht und weitere Auftragseingänge

Erst kürzlich wurden die Halbjahreszahlen veröffentlicht. Das Unternehmen ist auf dem Weg, die Prognose des CEO zu erreichen. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres wurde ein Umsatz in Höhe von 237,5 Mio. Euro erlöst. Somit konnten knapp mehr als die Hälfte der erwarteten Umsätze erzielt werden. Das Geschäftsmodell unterliegt keiner wesentlichen Saisonalität. Besonders hervorzuheben aus dem Halbjahresbericht ist die Kosteneffizienz des nachhaltigen Baukonzerns. Während die steigenden Material- und Personalkosten für viele Unternehmen eine große Herausforderung darstellen, konnte Steico seine Margen sogar im ersten Halbjahr verbessern. Vor allem die Materialaufwandsquote konnte im Vergleich zu den Vorjahren signifikant mit knapp 10 % (!) reduziert werden. Die Preiserhöhungen konnten nämlich größtenteils an die Kunden weitergegeben werden.

Die derzeitige EBIT-Marge beläuft sich auf 15,9 % und befindet sich somit leicht über den Erwartungen des Managements für das Gesamtjahr.

In Bezug auf die Auftragseingänge des Unternehmens werden keine konkreten Angaben gemacht. Es liegt jedoch nahe, dass die hohen Umsatzwachstumserwartungen des Managements auf Auftragseingängen und nicht nur auf Preiserhöhungen beruhen. Seit 2017 hat das Unternehmen mehr als 287 Mio. Euro in Sachanlagen investiert, insbesondere in neue Fertigungsanlagen sowie in weitere Produktionsstandorte. Derzeit wird eine größere Anlage in Polen errichtet. Kontinuierlich werden durchschnittlich 15 % der Bilanzsumme für diese neuen Investitionen aufgewendet.

Entwicklung Investitionsquote im Verhältnis zur Bilanzsumme
Quelle: Jahresberichte 2017-2021 u. Halbjahresbericht 2022
eigene Darstellung

Die buchhalterische (praxisbezogene oftmals länger) Nutzungsdauer größerer Maschinen beträgt in der Regel mindestens 10 Jahre. Daraus lässt sich ableiten, dass die Investitionen eher zur Kapazitätserweiterung als zur Instandhaltung getätigt werden. Hinzu kommt, dass das Management nicht nur ausreichend Geld in die Hand nimmt, um neue Ressourcen zu erwerben, sondern auch weiß, wie diese einzusetzen sind. Im Zeitverlauf werden die Unternehmensressourcen immer effizienter genutzt, wie die Kapitalumschlagshäufigkeit illustriert.

Auch in diesem Jahr befindet man sich auf einem guten Weg, 90-95 % der Bilanzsumme als Umsatz zu erzielen.

Bewertung & Ausblick

Die Halbjahreszahlen zeigen, dass Steico auf dem richtigen Weg ist. Das Management hat seit dem Börsengang seine Spitzenleistung unter Beweis gestellt und den Aktionären üppige Renditen beschert. Trotz der Größe des Unternehmens ist das Wachstum weiterhin intakt. Sollte das angestrebte Wachstum erreicht werden, schätze ich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 24,7. Also kein Schnäppchen, aber das sind Qualitätsunternehmen selten. Der Gewinn ist im ersten Halbjahr um mehr als 25 % gewachsen. Dementsprechend steigert das Unternehmen nicht nur seine Umsätze, sondern wird auch immer profitabler. Auf diese Weise kann die Aktie von Jahr zu Jahr höhere Renditen erzielen, um zu dem vom Markt zugewiesenen Bewertungs-Multiple aufzuschließen.

KGV22e – Prognose
Quelle: Eigenberechnung

Sollte Steico in der Lage sein, seine Kosten weiterhin einzudämmen, würde ich das Unternehmen selbst bei einem Aktienkurs von knapp 85 Euro als solide Investition betrachten, die sich möglicherweise besser als der Markt entwickeln könnte. Langfristig sprechen viele Faktoren für eine Fortsetzung des bisherigen Erfolgskurses der grünen Aktie.


Steico | Eurabo
ISINDE0005089031
SektorBasic Materials / Lumber & Wood Production
Kurs85 €
Börsenwert1,20 Mrd. €
KGV 2022e24,13
KUV 2022e2,50
EPS 2022e3,52 €
Div.-Rendite~ 0,47 %
Unternehmensübersicht
Angaben in Euro
Quelle: Traderfox.com

Quellen

Internetquelle

[1] Ceresana (online): Marktstudie Dämmstoffe – Welt.
https://www.ceresana.com/de/marktstudien/industrie/daemmstoffe-welt/ceresana-marktstudie-daemmstoffe-welt.html.
Abgerufen am 20.08.2022

[2] Branchenradar (online): Dämmstoffe in 2022.
https://www.branchenradar.com/pdf/create.aspx?id=117&typ=studie.
Abgerufen am 20.08.2022

[3] Construction Europe (online): EU construction output to grow by 2.5% in 2022.
https://www.construction-europe.com/news/eu-construction-output-to-grow-by-2.5-in-2022/8018135.article#:~:text=The%20European%20constuction%20sector%20is,global%20economic%20analysis%20specialist%20ING.
Abgerufen am 20.08.2022

[4] Statista (online): Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland in jeweiligen Preisen vom 2. Quartal 2018 bis zum 2. Quartal 2022.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3829/umfrage/entwicklung-des-bruttoinlandsprodukts-in-deutschland-nach-quartalen/.
Abgerufen am 20.08.2022

[5] tagesschau (online): Deutsche Arbeitslosenquote gestiegen: Fast 2,5 Millionen Menschen ohne Job.
tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt-arbeitslosenzahlen-105.html#:~:text=Die%20Arbeitslosenquote%20beträgt%20mit%20aktuell,Zahl%20der%20Arbeitslosen%20um%20120.000.&text=Immer%20mehr%20Menschen%20aus%20Nicht,kommen%20zum%20Arbeiten%20nach%20Deutschland.
Abgerufen am 20.08.2022

Gründer & Autor von Finanz Kompass


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