Bankencrash: Bankenrettungen erschüttern das öffentliche Vertrauen

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Bankencrash: Bankenrettungen erschüttern das öffentliche Vertrauen

Die historisch schnellsten Leitzinserhöhungen, eklatante Fehlentscheidungen und misslungene Pressemitteilungen führten zum Untergang der 16. und 29. größten Bank Nordamerikas, einer prominenten Krypto-Bank und einer Schweizer Bank von ehemals großem Renommee, die zwei Weltkriege und die große Finanzkrise überstand. Dabei hätte man vielleicht auf einen Namen achten sollen, der bereits eng mit der vorangegangenen Bankenkrise verbunden war und möglicherweise einen Hinweis auf das gab, was noch kommen würde.

Eine kurze Einordnung der jüngsten Ereignisse:

In meinem letzten Artikel habe ich erwähnt, dass die Banken Profiteure der Übergangsphase vom Niedrig- zum Hochzinsumfeld sind. Die Differenz zwischen zinsbringenden Vermögenswerten und zinslosen Schulden stellt für die Banken eine in den letzten Jahren nicht da gewesene Einkommensquelle dar. Dies galt bis dato sicherlich für die europäischen Banken. Auch angesichts des noch niedrigeren Leitzinses. In den USA wurden die Banken jedoch zunehmend unter Druck gesetzt, ihren Kunden höhere Zinsen auf ihre Einlagen zu bieten.

Ein Beispiel dafür ist die von kalifornischen Start-Ups und Risikokapitalgebern vielgenutzte lokale Silicon Valley Bank (SVB). Im ersten Quartal 2022 waren nur ein Drittel der Einlagen der Bank zinsbringend. Ende 2022 waren es bereits mehr als die Hälfte, da die Kunden versuchten, von den steigenden Zinsen zu profitieren. In Anbetracht des Anstiegs der Bankeinlagen seit Ende 2019 um 300 Prozent oder fast 130 Mrd. USD sollten die zusätzlichen Zinszahlungen problemlos zu bedienen sein. Das Finanzinstitut geriet jedoch zunehmend in Schieflage. Das Management hatte sich verspekuliert.

Ein Großteil der neu gewonnenen Liquidität wurde in den vergangenen Jahren in US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere mit mehrjährigen Laufzeiten investiert. Schließlich könne man ja nicht untätig sein und nichts mit der Liquidität tun. Dass wir uns in einem historischen Niedrigzinsumfeld befanden und die Zinsen zwangsläufig wieder steigen sollten, wurde nicht berücksichtigt. Als die Zinssätze dann stiegen, sank der Wert der festverzinslichen Wertpapiere (da Alternativen mit attraktiveren Zinsrenditen auf den Markt kamen), wodurch etwaige bisherige und zukünftige Zinserträge mehr als aufgezehrt wurden. Ein grobes Missmanagement, aber solange die Wertpapiere bis zur Fälligkeit gehalten werden konnten, würde die Bank ihre Investitionen in voller Höhe wieder erhalten und dazu noch die Zinserträge, die gezahlt wurden. Die eigenen Kunden der Bank machten jedoch dem Management einen Strich durch die Rechnung.

Die technologieorientierten Kunden der SVB brauchten allerdings immer mehr Geld. Da die Risikokapitalfinanzierung versiegte, konnten die Unternehmen keine weiteren Finanzierungsrunden für ihre unrentablen Geschäfte erhalten, und eine Refinanzierung zu deutlich höheren Zinskosten war ebenfalls keine Option. Daher mussten sie auf ihre vorhandenen Bankeinlagen zurückgreifen. Die Nachfrage stieg kontinuierlich an, die Kunden zogen ihre Einlagen ab und die SVB war gezwungen, einen Teil ihres Portfolios vorzeitig zu liquidieren. Dies führte zu einem Verlust von 1,8 Mrd. USD. Nach der Ankündigung brach der Aktienkurs um 60 % ein und löste einen Bank-Run aus. Die Bank musste Insolvenz anmelden. Zum Glück für die Bankkunden sprang die Einlagensicherungsgesellschaft FDIC ein und hielt ihre rettende Hand auf, um alle Einlagen zu versichern. Auch über die übliche Grenze von 250.000 USD hinaus. Zur Erleichterung auch von Chief Admistration Officer Joseph Gentile, dessen früherer Arbeitgeber Lehman Brothers, wo er als CFO tätig war, damals nicht gerettet wurde.

In der Zwischenzeit hat Axel Lehmann auf der anderen Seite des großen Teichs den Vorsitz bei der Credit Suisse seit Jänner 2022 übernommen. Nach den erfolglosen letzten Jahren befand sich das Unternehmen in einem Transformationsprozess.

Credit Suisse Kursverlauf Aktie

Die Bank war bestrebt, sich von unrentablen und volatilen Geschäftsbereichen zu trennen und sich wieder auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Auch nach einer langen Reihe von Skandalen, Krisen und gerichtlichen Auseinandersetzungen rissen die negativen Nachrichten jedoch nicht ab. Während die europäischen Banken deutliche Zinserträge erzielten, erwartete die Credit Suisse für 2023 immer noch rote Zahlen und eine erfolgreiche Restrukturierung schien in weiter Ferne. Letztendlich kam der Todesstoß von denen, die eigentlich noch Hoffnung hatten.

Die saudische Nationalbank hatte im Oktober für 1,5 Milliarden Dollar einen Anteil von 9,9 % an der Credit Suisse erworben. Inmitten des Bankentrubels wurde der Vorsitzende der saudischen Nationalbank gefragt, ob die saudische Bank angesichts des rapide fallenden Aktienkurses eine Aufstockung ihrer Beteiligung in Erwägung zieht. Der Vorsitzende lehnte dies ab, da es zusätzliche regulatorische Anforderungen sowohl nach schweizerischem als auch nach saudischem Recht nach sich ziehen würde und man mit der derzeitigen Beteiligung zufrieden wäre. Die Öffentlichkeit interpretierte dies jedoch als Misstrauensvotum und die Kunden zogen weiterhin hektisch ihre Einlagen ab.

Trotz eines Liquiditätszuflusses von 54 Mrd. USD durch die Schweizer Nationalbank wurde kurz darauf eine Notübernahme durch die UBS organisiert, die unter mehreren Zusicherungen der Nationalbank finalisiert wurde. Die Bank war nicht mehr in der Lage, die laufenden Abhebungen zu decken. Ob es sich dabei um einen Schnäppchenkauf der UBS handelt, die damit einen ihrer Konkurrenten schluckt, wird sich noch herausstellen. Ironischerweise musste die UBS im Zuge der Finanzkrise ’08/09 gerettet werden und die Credit Suisse lehnte damals eine mögliche Übernahme ab.

Auch wenn die derzeitige Krise Erinnerungen an die Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren wecken mag, glaube ich nicht, dass die derzeitigen Auswirkungen das gleiche Ausmaß haben. Die FED arbeitet in Extremen: erst wird die Wirtschaft übermäßig stimuliert und dann mit schnellen Zinserhöhungen überstrapaziert. Etwas musste zwangsläufig kaputtgehen. Die Banken wurden fahrlässig gemanagt. Nichtsdestotrotz stellen sie nicht den allgemeinen Zustand des Finanzsystems dar.

Ich wünsche meinen Lesern noch ein schönes Wochenende und eine profitable nächste Woche!

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